Sonntag, 26. Juli 2015

Fotoshooting mit dem Koraci Nade



Letzte Woche habe ich mit all meinen Kindern gemeinsam ein Fotoshooting gemacht. Jedem einzelnen werde zum Abschied sein schönstes Foto in guter Qualität ausdrucken. Den Kindern hat die ganze Aktion total viel Spaß gemacht und Mirzeta (siehe unten) fragt mich immer wieder wann wir das denn wiedermachen. Ich glaube viele Kinder haben gar kein gutes oder schönes Foto von sich, was man auch bei sich zuhause aufstellen kann. Aber ich denke, dass genau das wichtig ist, dass sie sehen dass auch sie ein schönes Foto bekommen können dass ihre Mutter dann im Rahmen zuhause aufstellt. Ich hoffe das Ergebnis gefällt euch! Das sind jetzt natürlich noch nicht die Fotos von allen Kindern/Jugendlichen, sondern nur eine kleine Auswahl.


auf der Terasse am malen mit den Kids
FATMA




DILE

MIRZETA



JASMINA


SENAIDA


Sonntag, 5. Juli 2015

Über Vorfreude und Abschiedstränen

Vor zwei Tagen auf der Arbeit wurde mir schlagartig etwas klar. Meine Kollegin hatte mich nach dem Datum gefragt und als ich meinem Handy Display den 2. Juli erblickte rutschte mir erstmal kurz das Herz in die Hose. Nur noch 4 Wochen, einen Monat, quasi nichts bis zu meiner Abreise, der Rückkehr nach Deutschland und dem Ende dieses Abenteuers, dass ja eigentlich gar keines mehr ist sondern mein Alltag.
Natürlich freue ich mich auf die Rückkehr nach Frankfurt. Ich freue mich auf einen Sommer mit meinen Freunden und meiner Familie. Ich freue mich auch auf ein neues Kapitel in meinem Leben, studieren. Auch wenn ich dank unserem tollen NC Systems noch nicht sicher sagen kann wo und in welchem Studiengang ich lande. Ich freue mich auch noch auf ganz viele andere Sachen, aber ich glaube es würde zu lange dauern und wäre auch zu langweilig diese hier alle aufzuzählen. Trotz all dieser Vorfreude gibt es natürlich auch andere Emotionen. Das Jahr geht zu Ende und ich verlasse Tuzla, eine Stadt die mir ans Herz gewachsen ist und mittlerweile auch ein Zuhause geworden ist. Damit meine ich natürlich nicht  nur die Stadt an sich, sondern eben auch alles andere was mein jetziges Leben hier ausmacht. Ich muss Abschied nehmen von meiner Arbeit, meinen Freunden, meiner WG und meinem Alltag hier. Immer  öfter werde ich gefragt, wie lange ich denn eigentlich noch hier sei. Vor allem von meinen Kindern werde ich oft darauf angesprochen und wenn Mia, eine der Behinderten, hört wie mir jemand die Frage stellt, eilt sie mir mit der Antwort voraus und sagt nur ganz bestimmt „nikad“, das bedeutet niemals. Das ist natürlich sehr süß und freut mich auch, da man durch solche Aussagen den Eindruck hat den Kindern wirklich etwas zu bedeuten und ihnen wichtig zu sein. Auch wenn jedes Jahr eine neue Freiwillige ins Zentrum kommt, und die Erinnerungen an mich mit der Zeit wahrscheinlich immer mehr verblassen; Ich hoffe doch den Kindern etwas hinterlassen zu haben und manchen vielleicht auch weitergeholfen zu haben. Zumindest im Zentrum habe ich ja auf jeden Fall einige bleibende Spuren hinterlassen. Im großen Aufenthaltsraum habe ich die Wände bemalt und letztens habe ich gemeinsam mit den Kindern Tomaten gepflanzt, obwohl ich ehrlich gesagt noch Zweifel an dessen Erfolg hege.

Aber nun genug von traurigen Abschieden. Lieber will ich euch noch ein bisschen in den Sommer in Tuzla einfühlen lassen. So kalt und lang der Winter hier auch war, umso schöner ist es jetzt. Die Temperatur liegt immer so um die 30 Grad herum und alles um mich herum scheint aufzublühen und zum Leben zu erwachen. Lotte und ich haben uns eine Monatskarte für die Salzseen in Tuzla gekauft. Wenn es wirklich heiß ist, hat man das Gefühl, dass der gesamte Kanton sich dort versammelt hat, aber trotzdem ist es die perfekte Gelegenheit sich mitten in der Stadt zu erfrischen.

Auch das Nachtleben in Tuzla ist mittlerweile wieder viel bunter und aktiver geworden. Die Tage sind länger, die Nächte kürzer und meine Schlafzeit leider auch. Außerdem ist im Moment auch die muslimische Fastenzeit, Ramadan. Den ganzen Tag darf man nichts trinken oder essen, nur von 21:00 bis 2:30 ist es erlaubt Speisen und Getränke zu sich zu nehmen. Ich finde es beeindruckend wie viele diese strengen Regeln, bei solcher Hitze, durchhalten. Nach der Fastenzeit Ramadan kommt das große Fest Bairam.  In dieser Zeit wird dann zusammen gefeiert und ganz viel gegessen. 

zum Abschluss noch ein paar Bilder, die jetzt teilweise auch noch aus meinem Urlaub mit meinen Eltern stammen.










 

Samstag, 18. April 2015

Geteilte Städte und Balkanreisen



Jetzt sitze ich wohl an einem der bestmöglichen Orte um zu schreiben. Direkt vor mir erstreckt sich strahlend blauer Himmel der am Horizont in das glitzernde Meer übergeht. Vor mir erstreckt sich die adriatische Küste. Ich sitze in einer Bar namens Buza, sie ist wohl noch einer der Geheimtipps Dubrovniks. Zumindest habe ich trotz einmaliger Lage noch einen Platz bekommen. Meine Eltern und mein Bruder sind heute Morgen nach Frankfurt abgereist. Auch für mich geht es via Bus in zwei Stunden los. Zurück nach Tuzla. Allerdings lege ich noch einen Zwischenstopp in Mostar ein. Dort war ich zusammen mit meiner Familie bereits ein paar Tage, am Anfang unserer Reise. 

Mostar, eine wunderschöne Stadt mit einer sehr malerischen aber auch touristischen Altstadt. Mostar zeigt aber auch sehr gut wie gezeichnet Bosnien noch vom Krieg ist. Die berühmte Brücke teilt die Stadt in zwei Teile. Den kroatischen und den bosnischen, also katholisch und muslimisch. Und diese Teilung wird auch extrem zelebriert. Das riesige steinerne Kreuz und der massive Kirchturm können einem gar nicht entgehen wenn man in die Stadt kommt. Bizarr diese extreme Markierung von Revier, vor allem da ich das aus Deutschland aber auch aus Tuzla nicht gewöhnt bin. Tuzla ist für seine Toleranz bekannt. Auch unter den verschieden Religionen sind viele Leute miteinander befreundet, aber natürlich kann ich hier nur aus meinen eigenen Erfahrungen berichten. Aber nur um diese ganze Trennung zu veranschaulichen eines meiner persönlichen Erlebnisse in Mostar: Abends habe ich mich mit einer befreundeten Volontärin getroffen, die ihren Freiwilligendienst in Mostar macht. Witzigerweise heißt auch sie Luise ( https://uhercegovini.wordpress.com/). Wir sind also zusammen auf ein Bier in einen nahegelegenen Pub gegangen. Wohlgemerkt auf der kroatischen Seite. Wie das halt so ist kamen wir mit ein paar Jungs ins Gespräch und es ging darum, was wir hier so machen etc. Dann wurde ich gefragt was ich denn von Mostar halten würde, und ich antwortete, dass es eine der schönsten Städte ist den ich in Bosnien bisher war.  Sofort wurde ich mit einem scharfen Unterton verbessert, ich sei hier nicht in Bosnien sondern in der Hercegovina. Außerdem hatte einer aus der Gruppe zu Tuzla nur zu sagen, dass er die Stadt hassen würde weil dort so viele Muslime wären. Und Muslime würde er hassen, weil die damals ja ihr Land weggenommen hätten. Was natürlich so nicht stimmt, aber hier drehen sich oft Leute die Geschichte so wie es eher zu ihren Ansichten passt. Mostar hat nämlich eine sehr besondere Kriegsgeschichte. Erst versuchten die Serben die Stadt einzunehmen und Bosniaken und Kroaten kämpften gemeinsam um ihre Stadt zu verteidigen. Das klappte auch und die Serben mussten ihre Belagerung abbrechen. Nach einer sehr kurzen Friedenspause beschlossen die bosnischen Kroaten sich Kroatien anzuschließen. Verständlicherweise wollten sich die in der Herzegowina lebenden Muslime nicht einfach damit abfinden und so kam es zu Bürgerkrieg zwischen Kroaten und Muslimen. Verrückt, einen Wimpernschlag zuvor hatten sie noch Seite an Seite gekämpft. Bei diesem Bürgerkrieg wurde auch die „Stari Most“, die alte Brücke, zerstört. Sie fiel nach dem sie gezieltem Beschuss von kroatischer Seite.


Mittlerweile ist sie, mit Hilfe von internationalen Spenden, wieder aufgebaut. Wie meine Erfahrungen zeigen sind die Spuren des Krieges heute noch zu spüren. Luise hat mir erzählt, dass sie oft sogar kritisch von Kroaten darauf angesprochen wird, warum sie denn „Drina“ eine bosnische Zigarettenmarke rauchen würde. 

Auf jeden Fall waren diese Erfahrungen sehr spannend für mich, weil sie mir auch noch einmal verdeutlicht haben, wie tief der nationalistische Gedanke bei vielen der Bosniern, Kroaten oder Serben noch ist. Natürlich gibt es auch sehr viele die das Ganze für völligen Quatsch halten und ich hoffe, dass sich diese Einstellung auch langsam bei der Mehrheit einstellen wird. 

Was gibt es sonst noch zu berichten. Meine letzte Zeit hier in Bosnien war sehr stark von Besuch geprägt. Es war sehr interessant für mich zu sehen wie meine Familie und Freunde aus Deutschland zu meinem Leben hier stehen und wie sie meinen Alltag hier wahrnehmen. Und es war auch sehr schön sie mal in echt wiederzusehen und nicht immer über ein verpixeltes Skypebild. 

Die Arbeit macht mir weiterhin sehr viel Spaß und gerade im Moment machen wir sehr viele schöne kreative Projekte, wie zum Beispiel Découpage oder selber Kerzen herstellen.  In Tuzla ist nach dem doch sehr langen und grauen Winter auch endlich der Frühling angekommen und die Sonne tut unglaublich gut und gibt mir viel neue Energie. Seit neuestem assistiere ich auch in einem Englisch Kurs, der von einer christlichen Organisation namens „Wave“ veranstaltet wird. Das unterrichten dort macht mir sehr viel Spaß und man lernt neue interessante Leute kennen. In einem der zwei Englischkurse gibt es zum beispiel einen Syrier, der aber in Bosnien lebt. Er hat mir sogar schon angeboten mir Arabisch beizubringen.
Zum Schluss noch ein paar Bilder für euch vom Seminar in Rumänien und meinem trip nach Budapest, aber auch aus dem Urlaub mit meiner Familie.


 Belgrad mit Imran und Antonia, die mich besuchen gekommen sind.




Cluj und Budapest












Urlaub mit meiner Familie








Liebe Grüße und danke fürs Lesen,
Luise

Montag, 24. November 2014

Es gibt Neues



So, nun ist es mal wieder soweit. Ich komme endlich mal wieder dazu euch meine Erfahrungen mitzuteilen. Obwohl ich fairerweise sagen muss, dass das nicht daran lag, dass ich keine Lust hatte, sondern, dass die letzten Wochen einfach ganz schön viel los war. Aber das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen. Auf jeden Fall hoffe ich die ganzen Ereignisse in diesen Eintrag zu bekommen. 


Zu meiner Arbeit:
Mittlerweile habe ich mich gut im Koraci Nade Zentrum eingefunden. Die alltäglichen Abläufe sind mir bekannt, ich verstehe mich gut mit meinen Kolleginnen und den Kindern und übernehme auch immer häufiger Aufgaben und somit auch mehr Verantwortung.
In der Kreativwerkstatt (dort arbeite ich) finden immer wieder neue Projekte statt, die die kreative Seite der Jugendlichen unterstützen und fördern. Gleichzeitig ist dies aber auch eine Möglichkeit für die Jugendlichen sich untereinander auszutauschen und sich  in einem sozialen Umfeld wohlzufühlen, aus dem sie im normalen Alltag in Bosnien oft ausgeschlossen sind. Meine Kollegin erklärte mir, dass es wichtig ist den Kindern/Jugendlichen Herausforderungen zu stellen und sie dazu anzuleiten Aufgaben selbstständig zu erledigen, da sie zuhause oft alles gemacht bekommen und so oft nicht wissen was sie teilweise selber können.
Im letzten Monat hatten wir im Zentrum außerdem zwei größere Ereignisse. Das erste war eine größere Sportveranstaltung im Stadion von Tuzla, an der mehrere Behinderteneinrichtungen aus ganz Bosnien teilgenommen haben. Jasmina, meine Chefin, hatte mir die Aufgabe erteilt, das ganze Ereignis fotografisch festzuhalten.
Das zweite größere Ereignis war der zwanzigste Geburtstag des Zentrums. Dieser wurde wochenlang vorbereitet und fand schließlich im Kulturzentrum in Tuzla statt. Es gab eine Theatervorführung, einige Gedichtsvorträge, eine Tanzchoreografie (von mir angeleitet) und natürlich tausende Danksagungen. Die Choreografie zu leiten war für mich ganz schön aufregend, vor allem da wir nicht wirklich viele Proben eingelegt hatten und in der Generalprobe natürlich (wie immer) alles schief ging. Zum Glück funktionierte dann aber, als es drauf ankam alles reibungslos und ich wurde sogar noch von meiner Chefin gelobt. Alles in allem war die Jubiläumsfeier also ein voller Erfolg und wurde am Tag darauf im Zentrum noch mit einer Party für die Kinder zelebriert.
Im Moment basteln wir zusammen mit den Kindern Weihnachtskarten, die dann später an firmen aber auch Privatleute verkauft werde. Von dem Erlös werden neue Materialien für die Kreativwerkstatt und Projekte gekauft. Solltet ihr Interesse an solchen Karten haben mekdet euch einfach bei mir (luise.delius@gmail.com) und ich kann euch gerne ein Beispielfoto schicken und euch weiterleiten.

So abgesehen von meiner Arbeit war auch sonst viel los in den letzten Wochen.
In Tuzla kennen wir uns mittlerweile sehr gut aus, heißt ich weiß wo man gutes cevap bekommt, einen nicht so teuren aber guten Friseur findet und in welcher Bar wann etwas los ist. Außerdem haben wir vor ein paar Wochen einen Fünftagestrip nach Novi Sad unternommen. Novi Sad liegt in Serbien und ist wirklich wunderschön. Eine riesige Altstadt mit einer wunderschönen Kathedrale bildet das Zentrum der Stadt, drumherum viele kleine Passagen mit pittoresken Restaurants und Bars. Wir drei (Luisa, Lotte und Ich) waren anlässlich eines Kulturfestivals der Organisation MitOst in Novi Sad. Über die drei Tage verteilt fanden also immer wieder Workshops, Diskussionsrunden und Vorträge statt, welche häufig die Situation und Politik in Osteuropa behandelten. Sehr interessant war zum Beispiel das Gespräch mit zwei Ukrainerinnen, die sozusagen aus erster Hand über die Lage in ihrem Land berichtet haben. Zurück in Tuzla wurden wir erst einmal mit den erfreulichen Seiten des muslimischen Opferfestes Bayram bekannt gemacht. Unsere Untervermieterin Fadila lud uns zu köstlichem selbstgemachten Baklava (ein unglaublich süßes und unglaublich leckeres Honig-Nussgebäck) ein. Des Weiteren bekamen wir noch eine riesige Plastiktüte frisch geschlachtetes Fleisch von ihr (Fleisch zu verschenken ist an Bayram üblich). Auf jeden Fall haben wir immer noch etwas in der Tiefkühltruhe, aber das war mit zwei Vegetariern in der WG auch zu erwarten. Außerdem waren wir noch bei Rashida, eine Kollegin aus Lottes Kindergarten (lotte-in-bosnien.blogspot.com ), zum Essen eingeladen. Was sie auftischte hätte wahrscheinlich für 10 Personen gereicht, war aber nur für uns drei vorgesehen.
Mittlerweile haben wir auch schon ein paar Mal Wochenendsbesuch von anderen Freiwilligen in Osteuropa gehabt, dieses Wochenende zum Beispiel aus Sarajevo.

Außerdem wollte ich noch einmal auf die Möglichkeit aufmerksam machen für mein Projekt oder meine Entsendeorganisation zu spenden. 
Mir fällt immer wieder auf wie viele essentielle Sachen im Zentrum kaputt sind, oder fehlen und wie oft es in den Teambesprechungen um Geldsorgen geht. Wofür eure Spendengelder verwendet werden werde ich am Ende des Jahres gemeinsam mit den Mitarbeitern des Koraci Nade Zentrums entscheiden. Vielen Dank im Voraus!!


Empfänger: Jesuitenmission

Konto-Nr.: 5115582

BLZ: 750 903 00 (Liga Bank)

IBAN: DE61  7509 0300 0005 1155 82

BIC: GENO DEF1 M05

Für das Projekt:
Verwendungszweck : X38194 Luise Delius

Für Jesuitvolunteers:
Verwendungszweck: X38000 Freiwilligendienst

Bitte gebt eure Adresse in der Überweisung an, um eine Spendenquittung zu erhalten.

Naja ich denke, dass reicht jetzt auch mal mit den Informationen, vielleicht helfen euch ja meine Fotos meinen Erzählungen einen bildlichen Aspekt zu geben.
Vidimo se,
Luise


Mini Paralympics im Stadion Tuzla


Drei meiner Kollegen und links der Vater eines Mädchens mit Behinderung













Der Sonnenuntergang von unserem Balkon aus gesehen

 

 

20 Jahre Koraci Nade Zenter





Einer der Hundewelpen die wir auf der Pijaca gefunden haben


Novi Sad